Stressprävention
Moderne Krankheit in der Arbeitswelt?
Die Arbeitswelt verändert sich zunehmend. Hat man sich vor einigen Jahren im ArbeitnehmerInnen- bzw. Bedienstetenschutz noch in erster Linie um Sicherheitsvorkehrungen an Maschinen, oder um ergonomische Sessel im Büro gekümmert, sind es heute zunehmende Arbeitsmenge, schlechtes Betriebsklima, und wenig Gestaltungsspielraum bei der Arbeit, die den KollegInnen Sorgen bereiten. Zuviel Stress macht auf Dauer krank und kann zu Burn Out führen.
Internationale Studien belegen, dass Menschen, die unter hohem psychischem Druck und mit geringem Handlungsspielraum arbeiten, um mindestens 50 Prozent mehr und um 75 bis 160 Prozent längere Krankenstände haben als Menschen, die nicht unter diesem Arbeitsstress leiden. Über 2 Mio. Krankenstandstage waren 2005 auf psychische Belastungen zurückzuführen. Das sind 6% aller Krankenstandstage der österreichischen ArbeitnehmerInnen.
Krankenstandstage nach Krankheitsgruppen (Statistik Austria, 2005)
Krankheiten der Atmungsorgane | 8,92 Mio. |
Muskel- u. Skeletterkrankungen | 7,28 Mio. |
Unfälle | 6,67 Mio. |
Psychische u. Nervenerkrankungen | 2,11 Mio. |
Alle Krankenstandstage | 35,25 Mio. |
Psychische Erkrankungen sind bereits die zweitgrößte Gruppe der Neuzugänge in die Erwerbsunfähigkeitspension - größer ist nur mehr die Gruppe der Muskel- und Skeletterkrankungen, deren Ursache aber auch oft auf psychischer Belastungen zurückzuführen ist.
Entflammt, ausgebrannt, müde, erschöpft - so beschreiben immer mehr ArbeitnehmerInnen, die unter Burn Out leiden, ihre Probleme am Arbeitsplatz. ExpertInnen beschreiben Burn Out als Belastungssyndrom, das von emotionaler, geistiger und körperlicher Erschöpfung geprägt ist.
Es äußert sich vor allem an drei Merkmalen:
Burn Out entwickelt sich über Monate, manchmal sogar über Jahre. Bei Burn Out durchläuft man Phase, wie idealistische Begeisterung, verstärktes Engagement am Arbeitsplatz, die zunehmende Vernachlässigung eigener Bedürfnisse - z. B. Zeit mit Freunden und Familie, Verleugnung von Problemen, Rückzug aus der Umwelt, Innere Leere, Depression und - im schlimmsten Fall - den Zusammenbruch. Der innere Leistungsdruck und die zunehmende Belastung am Arbeitsplatz sind verantwortlich für diesen Teufelskreis.
Die 12 Stufen zum Burn-Out
(nach Herbert Freudenberger)
Nicht jede der 12 Stufen muss in ausgeprägter Form auftreten, die einzelnen Stufen können auch überlappen. Die ersten drei Stufen erreicht fast jeder Mensch irgendwann - wenn derartige
Verhaltensweisen längere Zeit andauern oder sich systematisch wiederholen, kann eine systemische Beratung hilfreich sein, um neue Strategien zu erarbeiten.
Bei Stufe 4 bis 8 ist eine systemische Beratung anzuraten, da sowohl die körperliche Gesundheit als auch das soziale Leben der Betroffenen in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Ab Stufe 9
sollte gegebenenfalls eine Psychotherapie in Betracht gezogen werden.
Ab Stufe 11 ist aufgrund der akuten Gesundheitsgefährdung zusätzlich eine ärztliche Behandlung notwendig.
Bei Burn Out handelt es sich schon lange nicht mehr um eine ManagerInnenkrankheit. Ganz im Gegenteil: Oft ist es die MitarbeiterIn im Callcenter, die unter Dauerstress leidet, die Sozialarbeiterin oder der Techniker mit Rufbereitschaft und Erfolgsdruck, MitarbeiterInnen der Abfallwirtschaft mit starken körperlichen Belastungen oder MitarbeiterInnen in der Verwaltung und dem öffentlichen Verkehr. Burn Out zieht sich durch alle Berufsgruppen, Lebenslagen und ist das Ende der Stresskette.
Die Gesundheit der ArbeitnehmerInnen ist der GdG schon immer ein Anliegen gewesen. Menschen dürfen durch ihre Arbeit nicht krank werden - das war und ist ein politisches Ziel, das uns seit vielen Jahren begleitet. Diese allarmierenden Zahlen bestärken die GdG im Bestreben, sich für einen vermehrten Einsatz von ArbeitspsychologInnen zu kümmern.
ArbeitspsychologInnen können Betriebe, Gemeinden dabei unterstützen, Stress, Burn Out, aber auch Mobbing vorzubeugen und damit ein besseres Arbeitsklima und bessere Gesundheitsbedingungen herzustellen.
Um Burn Out vorzubeugen ist es unabdingbar, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Letztlich geht es darum, Stress zu vermindern, an einem menschlichem Betriebsklima zu arbeiten, Anerkennung zur Unternehmenskultur zu machen. Ein Instrument dafür ist der Impulstest und - darauf aufbauend - die Betriebliche Gesundheitsförderung.
Der Impulstest zum Erkennen der Stressfaktoren im Betrieb
Ein gutes bewährtes Instrument, um Stressfaktoren im Betrieb aufzuzeigen, ist der vom ÖGB und den Sozialpartnern entwickelte Impuls - Test. Mithilfe dieses Tests werden bestehende Stressfaktoren im Betrieb sichtbar gemacht. Der Test zeigt auf, wo gute Ansatzpunkte für positive Veränderungen liegen, die Beschäftigte zufriedener, motivierter und gesünder machen. Oft braucht es nicht viel dazu - eine spezielle Weiterbildung, einen besseren Informationsfluss oder einfach nur eine Klärung der Arbeitsabläufe kann schon Einiges bewirken.
Der Fragebogen zeigt auf, wo die Wünsche der ArbeitnehmerInnen mit den Realitäten der Arbeitsbedingungen besonders auseinander klaffen. Sei es im Bereich des persönlichen Handlungsspielraumes, der Vielseitigkeit der Arbeit, der Arbeitsmenge, Anforderung und Arbeitsumgebung oder im Bereich des Informationsflusses, der Mitsprache- und Entwicklungsmöglichkeiten.
Begleitend zum Test gibt es eine ausführliche IMPULS - Broschüre. Mithilfe der Broschüre
1. erkennen Sie, wie Ihre eigene oder die Stress-Situation in der Abteilung oder im Unternehmen aussieht,
2. erfahren Sie, welche Maßnahmen für die Gestaltung von befriedigenden und gesundheitsförderlichen Arbeitsbedingungen möglich sind,
3. bekommen Sie Anleitung, wie Sie diese Maßnahmen umsetzen können,
4. und finden Sie auch Hinweise über weitere Informationen und Kontaktstellen.
Für MA stehen die Impuls-Broschüren und der Impulstest unter "Downloads und Links zum Thema" und weitere interessante und hilfreiche Infos als Datei-Download zur Verfügung! Nützliche Links ergänzen unser Service für Sie.